Poor Wife!

Die arme Frau

Kurt Tucholsky (1890-1935)

Die arme Frau
Mein Mann? Mein dicker Mann, der Dichter? Du lieber Gott, da seid mir still! Ein Don Juan? Ein braver, schlichter Bourgeois – wie Gott ihn haben will. Da steht in seinen schmalen Büchern, wie viele Frauen er geküßt; von seidenen Haaren, seidenen Tüchern, Begehren, Kitzel, Brunst, Gelüst.. . Liebwerte Schwestern, laßt die Briefe, den anonymen Veilchenstrauß! Es könnt ihn stören, wenn er schliefe. Denn meist ruht sich der Dicke aus. Und faul und fett und so gefräßig ist er und immer indigniert. Und dabei gluckert er unmäßig vom Rotwein, den er temperiert. Ich sah euch wilder und erpichter von Tag zu Tag – ach! laßt das sein! Mein Mann? Mein dicker Mann, der Dichter? In Büchern: ja. Im Leben: nein
Poor Wife!
My big fat poet, my old man? Lord! Don’t keep on at me. A nice thin bourgeois, a Don Juan? So God would have him be. You’ve read it in his slender books, How many women kissed, The silken stuffs, the silken locks, Hopes, gropes, hot passion, lust… Dear sisters, let the love-notes go, Those hinting violets: You might disturb his sleep, you know, Yes, all that sleep he gets! He’s fat, he’s lazy, gluttonous, He drinks red wine - he glugs – He is excessive, always cross - He doctors it in jugs. I’ve seen you get more wild and hot Each day – forget him, please! My big fat poet, my old man? In books he is, in real life he’s - He’s not.

Translation: Copyright © Timothy Adès

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